Auf den ersten Blick ist das Kolleg nichts anderes als ein Studentenwohnheim, in dem Studenten unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Studienrichtungen und Altersstufen wohnen. Wie kann man sich eine “Lebensgemeinschaft” von 60 bis 100 Kollegsbewohnern aus zehn verschiedenen Nationen mit unterschiedlichen Sprachgruppen genau vorstellen?
Gottesdienst
Wir feiern gemeinsam Gottesdienst. Fünfmal in der Woche versammeln wir uns in der Kollegskirche, um miteinander zu singen, zu beten, das Wort Gottes zu hören und die heilige Messe zu feiern. Den Höhepunkt unserer gemeinsamen Gottesdienste bilden neben der Feier der Kar- und Osterliturgie die jährliche Diakonen- und Priesterweihe, die die entscheidenden Stationen auf unserem Lebens- und Ausbildungsweg markieren.
Mahlzeiten
Auch Mittag- und Abendessen sind Schnittpunkte unseres gemeinsamen Lebens. Während der Mahlzeiten bietet sich Raum zum Austausch über das ganz alltägliche Leben, Studium, Politik, Nachrichten aus unseren Heimatländern wie auch über stärker persönliche Themen, Fragen und Kritik.
Spiritualitätsgruppen
Ein weiteres wichtiges Element im Kollegsleben sind die “Spiritualitätsgruppen”. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von vier bis sechs Studenten, zu denen immer auch ein Priester gehört. Jeden Montagabend kommen diese “Spritgruppen” (Kurzform) zusammen, um sich über die Erfahrungen auf ihrem persönlichen Glaubensweg auszutauschen. Das geschieht oft anhand eines bestimmten Themas oder unter einer Leitfrage, die ein Semester lang im Mittelpunkt steht. Einmal in der Woche feiert die Gruppe gemeinsam die heilige Messe. Aufgabe der “Spritgruppen” ist es auch, größere Gottesdienste und Besinnungstage für die ganze Hausgemeinschaft vorzubereiten – zum Beispiel die jährliche Sieben-Kirchen-Wallfahrt. Dabei begibt sich die ganze Kollegsgemeinschaft an einem Sonntag der Fastenzeit auf den traditionellen Pilgerweg durch die Stadt Rom, um die sieben großen Pilgerkirchen zu besuchen und dort zu beten.
Rekreation
Steht der Montagabend stark im Zeichen des geistlichen Lebens und des Austauschs darüber, so gehört der Sonntagabend den “Rekreationen”. Das sind Treffen der Studenten mehrerer benachbarter Bistümer oder auch eines ganzen Sprachraumes (z. B. die kroatische, slowenische, slowaktische oder ungarische Rekreation). Gemeinsames Kochen und Essen, ein Spieleabend, geselliges Beisammensein oder auch ein Kinoabend sind einige Beispiele für die Aktivitäten der Rekreationen. Natürlich gehören “Klatsch und Tratsch” über das, was in der gemeinsamen Heimat so passiert, auch immer dazu.
Öffentliche Veranstaltungen
Im kulturellen Bereich ist auch die gesamte Hausgemeinschaft aktiv: Jedes Jahr bereitet sie im Rahmen der “Weihnachtsakademie” im Wechsel entweder ein Adventskonzert oder ein Theaterstück vor. In den letzten Wochen des Studienjahres findet die “Sommerserenade statt – ein musikalisch gestalteter Abend im Innenhof des Kollegs, der die Gemeinschaft zusammen mit Freunden und Bekannten auf den Sommer einstimmt. Die Studenten, die sich unmittelbar auf die Diakonenweihe vorbereiten, studieren jährlich ein Theaterstück ein, das dann als “Diakonatstheater” für die ganze Gemeinschaft auf die Bühne kommt. Zwei lustige Abende, die “Winter-” und die “Sommermuftik”, unter der Leitung des aus dem Kreis der Studenten erwählten “Muftikrex” runden das kulturelle “Eigenleben” im Kolleg ab.
Das Kolleg versteht sich und lebt bewußt als Gemeinschaft: Studierende, Jesuiten und Schwestern bilden eine Lebensgemeinschaft.