Die geistlich-seelsorgliche Ausbildung der Studenten erfolgt zu einem großen Teil im Kolleg, teils aber auch im Heimatbistum, wie auch an anderen hierfür geeigneten Orten in Italien oder im Heimatland. Aufgrund der Tatsache, dass die pastorale Situation und die Ausbildungskonzepte in den mehr als 10 Heimatländern bzw. 45 Diözesen sich zum Teil stark voneinander unterscheiden, ist jeder einzelne Student genau in den Blick zu nehmen.
Themen
Ein erster Akzent der Ausbildung im “Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum” ist das konkrete Leben in einer Kollegsgemeinschaft, die aus Jesuiten, Studenten und Ordensschwestern besteht, die aus verschiedenen Ländern Mittel- und Südosteuropas stammen. Dass dieses Gemeinschaftsleben im Alltag auch tatsächlich gelingt, ist nicht selbstverständlich.
Ein zweiter Akzent ist durch die ignatianische Prägung der geistlichen Formung gegeben. Das geistliche Leben der einzelnen, wie auch der gesamten Gemeinschaft ist vom Geist des hl. Ignatius von Loyola, seiner geistlichen Übungen und der von ihm angewandten Unterscheidung der Geister (vgl. 1 Thess 5,21) geprägt. Um diese ignatianische Prägung objektiv (von außen) sicherzustellen, ist die Leitung des Kollegs der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) anvertraut. Um sie subjektiv (von innen) zu gewährleisten, machen alle Germaniker und Hungariker jedes Jahr ignatianische Exerzitien.
Nicht zu trennen vom geistlichen Leben ist drittens die wissenschaftliche Ausbildung. Sie geschieht in der Regel an Studienstätten, die ebenfalls der Gesellschaft Jesu anvertraut sind. Ein vierter Akzent der Ausbildung ergibt sich schließlich aus der Tatsache, dass sie in Rom geschieht: Dabei ist Rom nicht nur von Belang, weil es das Zentrum der römisch-katholischen Kirche ist; die Stadt hat auch in der Geschichte Europas und der Welt eine entscheidende Rolle gespielt und beherbergt noch heute unschätzbare Kulturgüter der Menschheit.
Zeiten
Während des Grundstudiums, d.h. während des 1. Zyklus der Philosophie und des 1. Zyklus der Theologie, haben die Studenten die Möglichkeit, in Absprache mit dem Rektor bzw. ihrem Heimatregens Praktika in verschiedenen Bereichen zu übernehmen: z.B. in diakonalen Einrichtungen, in einer Pfarrei, in der Industrie- und Arbeitswelt, in der Jugendarbeit, u.a. Ebenfalls während des Grundstudiums beantragen die Seminaristen ihre Aufnahme unter die Priesterkandidaten ihres Bistums und erbitten die Beauftragungen zum Lektor und zum Akolythen.
Pastorale Kurse mit Übungen ergänzen während des Studienjahres das akademische Ausbildungsprogramm: Im Kolleg finden Kurse zur Stimmbildung und Sprecherziehung, zur Homiletik, zur Einführung in den liturgischen Dienst der Diakone und der Priester, Beichtcasus, und Predigtnachbesprechungen statt.
Nach Abschluss des Grundstudiums mit dem „Bakkalaureat in Theologie“ halten die Seminaristen sich zu einem Pastoral- oder Diakonatsjahr in der Regel in ihrem Heimatbistum auf. Bei einigen Diözesen wird den Kandidaten während dieses Jahres die Diakonatsweihe im Heimatbistum gespendet und die Priesterweihe in Rom zu Beginn oder während des Lizentiatsstudiums, bei anderen Diözesen ist es üblich geworden, die Diakonatsweihe in Rom und die Priesterweihe in der Heimatdiözese zu empfangen.
Orte
Die Ausbildung der Germaniker und Hungariker geschieht im Kolleg, in Rom, in Italien und in ihrem Heimatbistum.
Neben den verpflichtenden oder freiwilligen Hausveranstaltungen hat jeder die Möglichkeit, in einer römischen Pfarrei, an einem sozialen Brennpunkt der ewigen Stadt oder in einem anderen geeigneten Kontext pastorale Erfahrungen zu sammeln.
In den vorlesungsfreien Zeiten können die Alumnen, insbesondere wenn sie schon die Priesterweihe empfangen haben, z.B. während der Sommer- und Weihnachtsferien oder während der Ostertage, in italienischen Pfarreien außerhalb Roms oder in den Heimatländern seelsorglich tätig werden.
Die Ausbildung im “Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum” ist auf eine kontinuierliche Integration ganzmenschlichen Reifens, geistlichen Wachstums, wissenschaftlicher Kompetenz und pastoraler Befähigung hingeordnet.