Am Mittwoch den 08. März begrüßte das Kolleg Prof. Dr. Herbert Haslinger zum Akademievortrag. Haslinger ist Professor für Pastoraltheologie und Homiletik, Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Fakultät Paderborn.
Haslinger reagierte auf die von Thomas Frings als notwendig konstatierte „Kurskorrektur“. Frings war bis zu seinem Rückzug Pfarrer im Bistum Münster und meldete sich mit einem aufsehenerregenden Beitrag zu Wort, in dem er begründete, warum er nicht mehr Pfarrer sein könne. In seiner relecture der Diskussion beschrieb Haslinger das sichtbare Reaktionsmuster als Klage darüber, dass die Menschen nicht mehr den eigenen Erwartungen entsprächen. Er kritisiere nicht Frings, sondern den Ausbau seiner These zur „Kurskorrektur“. Dabei hinterfragte Haslinger die gängigen Krisendiagnosen auf ihre Stichhaltigkeit. Es müsse genau geschaut werden, was sich geändert habe, der Wandel sei ja keineswegs immer zum Schlechten tendierend.
Dabei dürften sich die Seelsorger nicht in einer Opferrolle gefallen – nicht nur die Seelsorger stünden in schwierigen Situationen – und man dürfe den Menschen nicht mit einem Mangel an Grundsympathie entgegentreten, denn dies würde ihnen nicht gerecht. Die Vergangenheit dürfe nicht als Normalform überstilisiert werden, da dies dazu führe die Menschen in eben jene „Normalform“ pressen zu wollen, statt zu ihnen zu kommen. Abschließend stellte sich der Professor den Fragen des Auditoriums, sprach über die Notwendigkeit, dass sich das hauptamtliche Personal zugunsten einer Metaebene nicht völlig aus der unmittelbaren Seelsorge und dem Nahraum zurückziehen dürfe.

„Das Rom Luthers. Was für eine Stadt sah Martin Luther vor 500 Jahren?“: 

Unter dieser Leitfrage stand der Akademievortrag von Prof. Dr. Martin Wallraff, Lehrstuhlinhaber für ältere Kirchengeschichte an der evangelisch-theologischen Fakultät der LMU München. Dabei ging es nicht um eine quasi-hagiographische Spurensuche, sondern um die Stadt Rom in ihrer baulichen, kulturellen und urbanen Situation bis in die 1530er Jahre, in der sie Martin Luther vorfinden konnte. In seinen verschiedenen Schlaglichtern empfahl Professor Wallraff zudem, in die Romreise Luthers, in ihrer Rezeption geprägt durch spätere Äußerungen, nicht immer allzu schnell das Moment der Abstoßung hineinzulesen und wagte zum Schluss die offene Frage, ob Luther in Rom eventuell nicht nur das „Problem“, sondern auch einen Teil der „Lösung“ gefunden haben könnte.